60 Jahre Allradgeschichte Graz

Prof. Dipl.-Ing. Dr. h.c. Jürgen Stockmar

Honorarprofessor TU Wien, ehem. Vorstand Magna

Vortragsinhalt:

Nach der Schließung der Fahrrad- und Motorradsparten und dem zurückgehenden Verkaufserfolg des Pinzgauers blieb in Graz nur die Produktion des Puch/Mercedes G als wichtige industrielle Aktivität. Das über Jahrzehnte erworbene Know-how auf dem Fahrzeugsektor, insbesondere der Antriebstechnologie, sollte als neues Geschäftsmodell in einer Engineering-Sparte vermarktet werden. Honda gab den ersten Entwicklungsauftrag für ein Allrad Fahrzeug, das leider nie in Serie ging.

Den neuen Aufstieg von Steyr-Daimler-Puch begründete der Entwicklungs- und spätere Produktionsauftrag für den Volkswagen T3 synchro. Die Entwicklungsmannschaft konnte ausgebaut werden, zum Produktionsanlauf 1984 konnten die ehemals in der Fahrrad- und Motorradproduktion beschäftigten Mitarbeiter wieder aufgenommen werden.

Es folgten Entwicklungsaufträge für Antriebsstränge und auch Gesamtfahrzeuge von Fiat, Lancia, Alfa Romeo, Renault, Mercedes, Saab, BMW, Audi und Chrysler. Die erfolgreichen Antriebsstrang-Entwicklungen für Chrysler, Mercedes und später BMW führten zu Produktionsaufträgen für Fahrzeuge in größerem Umfang, die dem Grazer Werk bald die Bezeichnung „Alpen-Detroit“. In kürzester Zeit wurde die Entwicklung Mannschaft von ehemals 67 Köpfen auf über 1200 Mitglieder aufgebaut, später wuchs die Engineering-Sparte auf über 2500 Spezialisten an.

Die Entwicklung neuer Antriebstechnologien wie zum Beispiel der Visco-Kupplung, des ersten vollautomatisch gesteuerten Allradantriebs der Welt sowie die umfangreichen Simulation und Testmöglichkeiten auf neuen Prüfstände und einer Teststrecke gleich hinter dem Entwicklungszentrum stellten die Basis für die vielen Entwicklungsaufträge dar. Der Aufstieg von Steyr Daimler Puch in Graz beruhte auf den zwei Säulen modernster Entwicklungs- Methoden und Produktion mit hoher Qualität.